Bereits seit mehreren Jahren ist die mit Hilfe von Greifwalder und Basler Kardiologen entwickelte App Heartsbeats als Medizinprodukt zugelassen und von den internationalen Fachgesellschaften zur Suche nach Vorhofflimmern empfohlen. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die App in Verbindung mit einem gewöhnlichen Smartphone Vorhofflimmern sehr gut erkennt und es wurde schon unzählige Male auf diese Weise zuvor unentdecktes Vorhofflimmern diagnostiziert.

Bisher konnte aber nicht wissenschaftlich belegt werden, dass die App für die Menschen welche sie benutzen, einen Vorteil bringt oder ob das Vorhofflimmern auch ohne App in diesem Zeitraum entdeckt worden wäre.

Prof. Dr. med. Jens Eckstein
Prof. Dr. med.
Jens Eckstein

Universitätsspital
Basel / Internationale
Studienleitung

Um diese Frage zu klären führen wir, in 8 europäischen Ländern die sogenannte RedStroke Studie durch (von reduce Stroke = Schlaganfälle reduzieren). In Deutschland wird die Studie durch Hr. Prof. Dörr (Universität Greifswald) und Fr. Dr. Bahr (Pasewalk) vertreten. Sie haben die Möglichkeit, wenn bei Ihnen aufgrund des Alters oder Erkrankungen wie Bluthochdruck eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern besteht, an der Studie teilzunehmen. Für die Patienten bedeutet dies, dass sie die App kostenlos für ein halbes Jahr nutzen können und in dieser Zeit nach einem festen Zeitplan mit dem Smartphone ihren Herzrhythmus kontrollieren. Sollte in diesem halben Jahr Vorhofflimmern entdeckt werden erhalten sie zur Bestätigung der Diagnose ein Langzeit EKG und der Befund wird Ihnen und ihrem behandelnden Arzt für die weiteren Entscheide zur Verfügung gestellt.

Die Studie enthält keine weiteren Untersuchungen wie Blutentnahmen oder Medikamente, es geht nur darum, zu schauen, ob mit der App bei Ihnen Vorhofflimmern gefunden werden kann, um Sie gegebenenfalls besser vor Schlaganfällen schützen zu können.
Da es sich um eine akademische Studie nach internationalen Standards handelt, wissen Ihre Studienärzte nicht, ob Sie zu der Gruppe gehören, die im Falle von Vorhofflimmern gleich informiert wird, oder ob sie der Kontrollgruppe angehören, die erst nach sechs Monaten, am Ende informiert wird. Informiert werden aber ALLE Studienteilnehmer und alle bekommen im Falle von Vorhofflimmern auch ein kostenloses Langzeit EKG.

Alle Daten werden vor Ort von Ihren Studienärzten anonymisiert und gesamthaft am Universitätsspital Basel als leitendem Studienzentrum ausgewertet. Nur Ihre Studienärzte können die Verbindung zwischen Ihren persönlichen Daten und den Studiendaten herstellen. Die anonymisierten Ergebnisse werden dann in Fachzeitschriften publiziert und damit für die Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Wenn diese Studie zeigen kann, dass die Teilnehmenden davon profitieren konnten und man somit tatsächlich mit so einfachen Methoden wie einer Smartphone App Schlaganfälle verhindern kann, dann würde diese Art der Gesundheitsversorgung sicher in Zukunft allen Patienten zur Verfügung gestellt werden.

Wenn Sie interessiert sind können Sie sich gerne bei Frau Dr. med. Chr. Bahr melden und im Detail besprechen, ob Sie für eine sogenannten Einschlusskriterien für diese Studie erfüllen,


Prof. Dr. med. Marcus Dörr
Prof. Dr. med. Marcus Dörr

Universtätsklinikum
Greifswald / Studienleitung
Deutschland

Vorhofflimmern – eine sehr häufige Herzrhythmusstörung, die dennoch oft erst spät erkannt wirdVorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der es zu einem unregelmäßigen Herzschlag kommt und die mit Symptomen wie Herzstolpern, Herzrasen, Unruhe, Schwächegefühl, Schwindelattacken oder auch Brustschmerzen einhergehen kann. Vorhofflimmern ist potentiell gefährlich, da es nicht nur zu diesen Beschwerden führen kann,sondern auch eine häufige Ursache für einen Schlaganfall ist. So sind bis zu ein Drittel aller Schlaganfälle darauf zurückzuführen. Das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern steigt mit dem Lebensalter und wenn zusätzlichen Risikofaktoren wie Übergewicht oder Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Herzschwäche, Diabetes) vorliegen. Weitere Faktoren, die das Entstehen von Vorhofflimmern begünstigen, sind u.a. übermäßiger Alkoholkonsum, Stress und Rauchen. Liegt ein erhöhtes Risiko vor, so erfolgt in der Regel eine Blutverdünnung mit sogenannten
Antikoagulanzien (umgangssprachlich auch „Blutverdünner“), um die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall zu reduzieren.Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen. Das Lebenszeitrisiko beträgt 1:3, d.h., dass jeder dritte Mensch in seinem Leben mindestens eine Episode von Vorhofflimmern erlebt. Alleine in Deutschland leiden derzeit etwa 1,8 Millionen Menschen an dieser Herzrhythmusstörung. Hochrechnung haben ergeben, dass die Zahl der Betroffenen in Europa innerhalb der nächsten 20 Jahren von aktuell circa 10 auf 16 Millionenansteigen wird. Ein wesentlicher Grund für diese starke Zunahme ist der demographische Wandel mit einem stetig steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerungen. Auch in unserer Region haben viele Menschen Vorhofflimmern. Nach Schätzungen der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania – Leben und Gesundheit in Vorpommern) sind etwa 2 % der Bevölkerungen in Vorpommern betroffen, während dies in Gesamtdeutschland nur etwa halb so viele Personen betrifft. Zu erklären ist das durch das in unserer Region höhere durchschnittliche Lebensalter und die weite Verbreitung der zuvor genannten Risikofaktorenund Erkrankungen, die Vorhofflimmern und einen Schlaganfall begünstigen.Obwohl Vorhofflimmern so häufig ist, ist die Diagnose eine Herausforderung. Es wird häufig erst spät oder gar nicht erkannt. Dies hat zwei wesentliche Gründe. Zum einen tritt in der Hälfte der Fälle ohne Beschwerden auf. Und zum anderen liegt es häufig nicht dauerhaft (permanent) vor, sondern tritt nur anfallsweise (paroxysmal) auf, was dann besonders schwierig zu diagnostizieren ist. Ein erster Schritt kann bereits das Erkennen eines unregelmäßigen Herzschlages beim Pulstasten sein. Definitiv nachgewiesen wird es durch ein Elektrokardiogramm (EKG) oder ein Langzeit-EKG (über 24 Stunden oder mehr). In wenigen Einzelfällen kann auch das operative Einsetzen eines kleinen Recorders (implantierbarer Ereignisrecorder) durchgeführt werden. Ganz neue Möglichkeiten zum Screening auf Vorhofflimmern bieten neue Methoden, wie der Einsatz eines Smartphones oder einer Smartwatch, mit deren Hilfe Pulsunregelmäßigkeiten aufgespürt werden können, sodass dann die weitere Diagnostik und, sofern notwendig, eine Therapie („Blutverdünnung“) erfolgen kann.Viel Besser als eine Therapie ist natürlich die Vorsorge (Prävention). Jeder einzelne kann selbst etwas zur Reduktion seines Risikos beitragen, z.B. durch ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung, maßvollen Umgang mit Alkohol und Koffein, ausreichenden Schlaf,Stressreduktion und
Nikotinverzicht. Sollte aber doch ein erhöhtes Risiko bestehen, so sollte man regelmäßig an entsprechenden Programmen zur Früherkennung von Vorhofflimmern teilnehmen.